Wehrflucht: Warum es in West-Berlin früher keine Musterungen gab

Wehrflucht: Warum es in West-Berlin früher keine Musterungen gab


„Wir haben, erklärte er, ‚diese Verhaftung provoziert, weil wir der Öffentlichkeit die Rechtssituation von Wehrpflichtigen und Bundeswehrdeserteuren vor Augen führen wollen, die sich nach West-Berlin abgesetzt haben.‘“ Dabei hatte Mahler genau gewusst – und geplant – was nun geschah: Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) bat zur Massendemonstration, hunderte Steine und auch Molotow-Cocktails flogen in der West-Berliner City gegen Vertretungen der drei West-Alliierten. Aus Ost-Berlin wiederum hagelte es, wie stets bei solchen Anlässen, scharfen Protest, weil aus West-Berlin wegen Alliierten-Rechts niemand der Bundeswehr zugeführt werden dürfe – unbeschadet dessen, dass die DDR-Volksarmee selbst die jungen Männer mit Wohnsitz in der „DDR-Hauptstadt“ direkt zum Wehrdienst einzog und auch dort stationierte. Wenig bekannt war damals in der Szene, dass Wehrflüchtlinge, die zusätzlich ein Verfahren auf Wehrdienstverweigerung anstrengten, nach ein paar Monaten sang- und klanglos aus den „Kandidatenlisten“ der KWE gestrichen und verschont wurden, aus welchen Gründen auch immer.

Author: Ulli Kulke


Published at: 2025-11-13 13:09:18

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