«Von der Ukraine lernen, heisst furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen», sagt Karl Schlögel in seiner Dankesrede zum Friedenspreis

«Von der Ukraine lernen, heisst furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen», sagt Karl Schlögel in seiner Dankesrede zum Friedenspreis


Es war kurz nach der Invasion Russlands in die Ukraine, als Karl Schlögel in der Talkshow von Anne Will auftrat und sich bei den Deutschen dafür entschuldigte, «dass er als Slawist, als Historiker und Fachmann, diesen Krieg nicht vorhergesehen hatte». Als er am Sonntagmittag in der Frankfurter Paulskirche vor der steil in die Höhe emporragenden Orgel stand und die Preis-Urkunde ausgehändigt erhielt, strahlte er nicht wie andere Preisträger vor ihm in der 75-jährigen Geschichte des Friedenspreises. Denn Karl Schlögel redete seinen Zuhörern ins Gewissen und nahm sich dabei keineswegs aus: Es komme ihm so vor, «als wären nun wir, die an eine scheinbare Friedenszeit gewöhnte und friedensverwöhnte Generation, an der Reihe, noch einmal alles von Anfang an zu durchdenken, eine Art Bilanz und Prüfung einer Generation, die unwahrscheinliches Glück gehabt hat und die sich nun unerhört schwertut, Abschied zu nehmen und sich auf den Krieg in Europa und alles, was damit zusammenhängt, einzustellen».

Author: Roman Bucheli (rbl)


Published at: 2025-10-19 13:32:43

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