Sie blieben aber nicht, um die Verantwortung auf sich zu nehmen, um selber nach Compiegne zu gehen und dort den Waffenstillstandsvertrag abzuschließen — nein, sie lavierten sich geschickt aus der Drecklinie, stachelten den Ehrgeiz der Politiker an, den Ruhm, Deutschland vor der völligen Vernichtung bewahrt zu haben, für sich in Anspruch zu nehmen, rieben sich vergnügt die Hände, als sie sahen, wie diese Politiker ihnen auf den Leim gingen, sich mit dem Odium zu belasten, als Zivilisten einen Waffenstillstand abgeschlossen zu haben, statt diese rein militärische Angelegenheit den Militärs zu überlassen. Zog man vielleicht hinterher diese Militärs dafür zur Verantwortung, daß sie viel zu lange gezögert hatten, zog man aus dem Entrüstungsruf des konservativen Abgeordneten von Heydebrand und der Lasa: „Wir sind belogen und betrogen worden“ die Konsequenzen und damit die zur Rechenschaft, die den Lug und Trug an Deutschland begangen’ hatten? Bootete man aus der jungen Reichswehr die alten, von Gedanken an eine Wiederaufrüstung, an einen Krieg der Vergeltung erfüllten Offiziere aus und ersetzte sie durch Menschen, die durch die Schule der Demokratie zu gehen und republikanisches Denken in freiwilliger Disziplin an die Stelle des Kadavergehorsams zu setzen imstande gewesen wären?
Author: Der Tagesspiegel
Published at: 2025-11-08 13:52:02
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