St. Galler Textilgeschichte: Ruhm und Reichtum

St. Galler Textilgeschichte: Ruhm und Reichtum


Tratschbörse nannten die St. Galler die Stickereibörse am Multertor, in dem sich mit dunklem Tuch bekleidete Herren trafen, um neueste Modetrends zu besprechen, Preise auszuhandeln und Aufträge weiterzugeben, und doch ahnten die Herren nicht, dass schon 1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges alles zu Ende sein würde. Bis in die späte Barockzeit wurden von einem Sandsteinerker in der Turmgasse den Händlern und Tuchmachern die Wergmarktsordnung verlesen und Preisrichtlinien verkündet. Die Prachtentfaltung in barocker Stiftskirche und Klosterhof mag manch nüchternem Protestanten ein Dorn im Auge gewesen sein, aber vielleicht war es gerade diese Spannung, die den Tuchfabrikanten nicht nur Geschäftssinn, sondern auch Sinn für Schönheit verlieh und die St. Galler Tuchindustrie beflügelte.

Author: Ulrike Maria Hund


Published at: 2025-07-30 17:40:44

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