Es beginnt mit den Worten: „Kennt noch das Wasser des südlichen Bug, / Mutter, die Welle, die Wunden dir schlug?“ Und es schließt mit der Anklage: „Und duldest du, Mutter, wie einst, ach, daheim, / den leisen, den deutschen, den schmerzlichen Reim?“ Die Biographie dahinter ist eindeutig: Celans Eltern wurden aus Czernowitz in ein Zwangsarbeitslager nach Mychajliwka deportiert. Der Abschlussbericht der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien, der sogenannten Elie-Wiesel-Kommission (2004), verweist etwa auf das von Mihail Roller verfasste Schulbuch „Geschichte Rumäniens“ für die achte Klasse (1947): „Obwohl das Lehrbuch die Existenz der Lager in Transnistrien nicht verschweigt, wird die ethnische Identität der inhaftierten Juden und Roma nirgends genannt. Den Schülern bleibt nur der Schluss, dass die ‚organisierte‘ Deportation und die Morde in den Lagern sich gegen die politischen Gegner des Regimes, vor allem Kommunisten, richteten.“ Damit deutet die antifaschistische Geschichtsschreibung die Opfer von rassisch zu politisch Verfolgten um und verharmlost den Holocaust.
Author: Alexandru Bulucz
Published at: 2025-12-22 10:31:43
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