Romane als Freiheitskämpfe: Todd Kontje sucht die Anfänge der Globalisierung

Romane als Freiheitskämpfe: Todd Kontje sucht die Anfänge der Globalisierung


Die Thematisierung des Sexus, die Kleist vornimmt, und die Abrechnung mit dem Kolonialismus vermag Kontje in einem großen Zusammenhang zu würdigen, die den literarischen Rahmen sprengt und durch eine neuartige revisionistische Anschauung ersetzt. Was hier auf dem Spiel stehe, so Kontje, ist eine historische Umorientierung, die den in der maßgeblichen deutschen Historiographie dominanten Blick von der Schoa abwenden soll, um dadurch die teleologische Geschichtsschreibung, nach der alles im Holocaust endet, umzudrehen, um die Historie ohne Telos zu begreifen beziehungsweise sie mit der heutigen Problematik der Globalisierung zu verbinden. Er behauptet, Napoleons Reich habe sich von Moskau bis Madrid erstreckt, obgleich der fran­zösische Kaiser nur sechs Wochen im menschenleeren, ausgebrannten Moskau weilte; er lobt die Stabilität des Heiligen Römischen Reiches, als ob der Dreißigjährige Krieg nie stattgefunden hätte; und die finanzielle Krise, die er irgendwann im späteren achtzehnten Jahrhundert ortet, fand schon 1720 mit der Südsee-Blase statt.

Author: Jeremy Adler


Published at: 2025-07-21 10:55:38

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