Die Ausgabe bei Insel machte, eingeschlagen in ein ornamentiertes Buntpapier von Giuseppe Rizzi, die bittersüße Geschichte vom jungen fahnentragenden Soldaten, der 1663 im Krieg gegen die Türken gefallen war, als er nach einer Nacht mit der Geliebten die Fahne vor dem Feind zu retten suchte, über Nacht berühmt. Sie strebt nach präziser, impressionistischer Wiedergabe und ergänzt sie durch imaginierte Eindrücke, etwa wenn Rilke die Auslage eines neapolitanischen Fischhändlers beschreibt: „Alle diese flachen, seitlich hingelegten, wie mit Uhrgläsern überdeckten Augen, an die die im Wasser schwimmenden Bilder herangetrieben sind, solange sie schauten.“ Oder wenn er von Flamingos sagt, sie stünden „auf rosa Stielen leicht gedreht, / beisammen, blühend, wie in einem Beet, / verführen sie verführender als eine Phryne / sich selber; bis sie ihres Auges Bleiche / hinhalsend bergen in der eigenen Weiche, / in welcher Schwarz und Fruchtrot sich versteckt.“ Aus einem Gedicht, das in „Rilkes Tiere“ fehlt: „Oh wie sind die Tiere so viel treuer, / die in Gittern auf und niedergehn, / ohne Eintracht mit dem Treiben neuer / fremder Dinge, die sie nicht verstehen; [...] und mit ihrem großen Blut allein.“
Author: Jürgen Kaube
Published at: 2025-11-30 14:15:00
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