Jener Fürst, der sich am 18. Januar 1701 in Königsberg selbst die Krone aufsetzte, durch die er von Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, zu Friedrich I., „König in Preußen“ wurde, gilt der Geschichtswissenschaft als eitel, ehrsüchtig, leicht beeinflussbar und verschwenderisch bis hin zum Staatsbankrott. Der Potsdamer Kunsthistoriker dreht das Urteil des Enkels über den Großvater geradezu um: nicht der erste, sondern der zweite Friedrich sei „kleinlich“ gewesen, wenigstens, was seine Potsdamer Stadt- und Schlösserarchitektur betreffe, während unter dem Begründer der Monarchie der preußische Staat ebenso wie die Hauptstadt Berlin in barocken Formen aufgeblüht seien. Um in die erste Liga der europäischen Potentaten aufzusteigen, musste der hohenzollersche Kurfürst für sich eine Krone „erfinden“, die – anders als die polnische für seinen Rivalen August von Sachsen oder die englische für die Welfen in Hannover – nicht schon für ihn bereitlag.
Author: Andreas Kilb
Published at: 2025-12-04 12:46:25
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