Kunstprovokateur Santiago Sierra: Der Garten und der Dschungel

Kunstprovokateur Santiago Sierra: Der Garten und der Dschungel


Die Zähne an der Fassade fasst er auch als Sinnbild für die Aggressionen in der Gesellschaft auf und sieht sich darin durch den Titel „Der Zeitgeist“ bestätigt. Sierra hatte die seit Jahrzehnten nicht mehr als Bethaus genutzte Synagoge mit Abgasen aus laufenden Automotoren in den Straßen der kleinen Gemeinde gefüllt, auf dass die Besucher, mit einer Atemschutzmaske und in Begleitung eines Feuerwehrmanns, in den Raum hatten eintreten können. All die Tattoo-Linien, die er Bedürftigen gegen kleines Geld auf den Rücken zeichnen ließ, die obskuren Haarschnitte und Haarfärbungen, die schwere, niedrig bezahlte Arbeit, für die er Tagelöhner in seinen Ausstellungen schuften ließ – Sierra hat sich wieder und wieder selbst als Ausbeuter inszeniert, um zu demonstrieren, dass auch die hehre Kunstwelt, der Markt auf Doppelmoral beruhen.

Author: Georg Imdahl


Published at: 2025-04-16 19:35:55

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