So brachte Universal Pictures ausgerechnet 1931, während der wütenden Weltwirtschaftskrise, die mit Bela Lugosi und Boris Karloff auftrumpfenden Dracula- und Frankenstein-Verfilmungen heraus, während im neuen Jahrtausend das Krisenjahr 2008 von einer neuen Welle von Zombie-Filmen angekündigt wurde und schließlich mit dem Kinostart der Teenager-Romanze Twilight ein populäres Vampir-Franchise aufkommen sah.Vor allem der Vampir, der seine Opfer aussaugt und sich eben zum Selbsterhalt von den Lebenskräften Unterlegener nährt, lässt sich als Verkörperung einer von Rezession befallenen Wirtschaft lesen und spiegelt in seinem widernatürlichen Wesen zugleich die Angst vor Verfall, Elend und Tod wider. Nicht einmal die Bedenken der von ihm begehrten Elizabeth Harlander (erneut Mia Goth), Henrichs Nichte und Williams Verlobte, können Victor zügeln, und so erschafft er in einer Sturmnacht die aus diversen Leichenteilen zusammengesetzte Kreatur, die ihn später in die Arktis treiben wird.Jacob Elordi spielt das Monster mit verletztlicher SchönheitZwischen expliziten Horror-Effekten, morbider Romantik und schwungvoller Steampunk-Ästhetik bewegt sich del Toros Frankenstein visuell, schon bevor die von Jacob Elordi verkörperte Kreatur ins Licht tritt und mit ihrem Erzählpart einen schauermärchenhaften Ton anschlägt. Von Victor, der nicht weiter als bis zur Kreation gedacht hat, alsbald verlassen, wandert die Kreatur schließlich orientierungslos und allein in einer ihr feindlichen Umgebung umher, kennt – sehr der Essenz von Shelleys Roman entsprechend – weder den Grund noch das Ziel ihrer Existenz, sehnt sich nach menschlicher Nähe und verzweifelt an deren Abwesenheit.„Ich kann nicht sterben und ich kann nicht leben – allein“, formuliert die Kreatur später gegenüber Frankenstein.
Author: Dobrila Kontic
Published at: 2025-10-30 13:00:00
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