Im Gespräch | Online-Aktivistin Susanne Siegert: „Wir müssen das Holocaust-Gedenken demokratisieren“

Im Gespräch | Online-Aktivistin Susanne Siegert: „Wir müssen das Holocaust-Gedenken demokratisieren“


Stattdessen haben Sie die Häftlinge teilweise noch gequält, selbst wenn gar keine vermeintliche Notwendigkeit geschweige denn Befehlsnotstand bestand.Wir müssen wegkommen von diesen leeren Worthülsen hin zu einer Sprache, die die Tatsachen klar benenntSusanne SiegertWie kann denn ein Gedenken aussehen, das die Tätergesellschaft in den Vordergrund rückt?Ich denke, wir müssen von diesem leeren Sprechen abkommen, bei dem alle zu einer homogenen Masse werden. In damaligen Formulierungen und Denkmustern erkennt man automatisch auch Dinge, die man bis heute im Sprechen über Jüdinnen und Juden, aber eben gerade auch im Sprechen über Israel feststellen kann.Was können die sozialen Medien für die Gedenkarbeit leisten, was traditionelle Gedenkarbeit nicht leisten kann?In den sozialen Medien können die Personen selbst entscheiden, was sie sich wann anschauen. Das ändert einfach viel, wenn ich Menschen auf den Plattformen erreiche, auf denen sie viel Zeit verbringen, auf denen in einer Sprache gesprochen wird, die ich verstehe, von einer Person, die ich vielleicht auch sympathisch finde.In ihrem Buch machen Sie auch auf Opfergruppen aufmerksam, die lange nicht als solche anerkannt wurden.Sinti und Roma wurden noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg kriminalisiert, da wurde teilweise die gleiche rassistische Sprache aus der NS-Zeit verwendet.

Author: Anna Hoffmeister


Published at: 2025-11-09 03:00:00

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