Ideologiekritik: Der Krieg als Chance

Ideologiekritik: Der Krieg als Chance


Dass die »zoologische Sprache« der Kolonialisten, die Traverso in Anlehnung an Frantz Fanon analysiert und mit der die Palästinenser als »Kakerlaken in einer Flasche« – wie Rafael Eitan, Generalstabschef der israelischen Armee, sie 1983 nannte – zur Vernichtung freigegeben werden, zunehmend Gefallen beim bürgerlichen Mainstream, auch und gerade in Deutschland, findet, untermauert eine der wichtigsten Thesen des Buches: Die verordnete »Staatsräson« der »Israel-Solidarität« ist nichts anderes als »die uneingestandene Übertretung des Gesetzes im Namen eines übergeordneten Sicherheitsimperativs«. Mit dem Vorwand der »Verantwortung für jüdisches Leben«, von der nicht- und antizionistische Juden ausgenommen sind, meldet das kriegstüchtige Deutschland seinen Anspruch auf Mitnutzung der »Handlungsspielräume« an, Massenmord und andere schwere Verbrechen zu begehen, die der Welthegemon USA seit jeher begangen hat. Der international kursierende böse Witz, den Traverso zitiert, über die »Chance«, die der Gazakrieg Deutschland eröffnet hat, ist schaurige Wahrheit: Wenn es einen Genozid zu verüben gebe, »dann stellt es sich immer auf die Seite der Täter«.

Author: Susann Witt-Stahl


Published at: 2025-04-06 17:39:49

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