Im ersten Kapitel erfährt der Leser von Analogien zwischen Reden von AfD-Politikern und der Erklärung des russischen Präsidenten Putin vom 24. Februar 2022: »Das Denken beider ist von denselben Motiven des Verfalls und der Auflösung geprägt und zeigt eine wahre Untergangs-Besessenheit.« Weiß erklärt diese Analogie, die er ebenso »auch in Teheran, Riad, Pjöngjang, Peking oder Budapest« gegeben sieht, mit dem Befund, die kulturpessimistische Klage sei motiviert durch die Furcht vor den »westlichen« Produkten des Individualismus. Unter Verweis auf die Deutungen des Politikwissenschaftlers Herfried Münkler, einem notorischen Apologeten deutscher Machtpolitik, ergänzt Weiß diese Frontenklärung mit der Behauptung, es sei weniger die NATO-Osterweiterung gewesen, die den Interessen der Russischen Föderation entgegensteht, als die Modernisierungsprojekte der EU, die mit ihren Plänen zum Umbau der Energiewirtschaft die ökonomische Basis des »russischen Regimes« in Frage stellten. Im letzten Kapitel zeigt der Autor erneut seine Anpassungsfähigkeit: Hat er zuvor die Verwischung von links und rechts als Demagogie der Rechten gebrandmarkt, so übernimmt er nun die »Correctiv«-Behauptung, in den Reihen der AfD sei eine signifikant hohe Anzahl ehemaliger Mitarbeiter der Staatssicherheit und zitiert als Erklärung hierfür den »Forschungsverbund SED-Staat«: »In deren Diktion ist Putin bis heute ein Genosse und sie haben bis heute die autoritäre Gesinnung aus den kommunistischen Organisationen nicht abgelegt.« Das Buch belegt also zu Recht Platz eins der Sachbuchbestenliste von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und Die Zeit.
Author: Jürgen Lloyd
Published at: 2025-04-13 17:39:23
Still want to read the full version? Full article