Große Klage: Anouar Brahems neues Album „After the Last Sky“

Große Klage: Anouar Brahems neues Album „After the Last Sky“


Eine Schatztruhe arabischer Musik mit ihrer faszinierenden Ornamentik, den fein ziselierten Rhythmen und schillernden Klangfarben hat der tunesische Oud-Spieler Anouar Brahem im Jahr 1990 unter dem Titel „Barzakh“ mit dem Geiger Bechir Selmi und dem Perkussionisten Lassad Hosni eingespielt: Kompositionen voll wundersamer Melismen auf dem so scheuen altorientalischen Instrument, das auch die mittelalterliche Musik Europas als Knickhalslaute kennt. Brahem verließ Tunesien und ging nach Paris, der inoffiziellen Hauptstadt des Orients mit all ihren unausweichlichen kulturellen Einflussnahmen, wo seine Auffassung bestätigt wurde, die etwa auch der spanische Gambist Jordi Savall mit seinem Dialog der Kulturen vertritt: dass einmal eine gemeinsame Musiksprache in den Anrainerstaaten des Mittelmeerraumes gesprochen wurde und deren muslimische, jüdische und christliche Kultur mehr gemeinsame als trennende Elemente aufweist. Mit dem Klarinettisten Barbaros Erköse und dem von der Sufi-Kultur geprägten Nai-Spieler Kudsi Ergüner aus der Türkei hielt er improvisatorisch Zweisprache, mit klassisch geprägten Instrumentalisten schuf er größere Orchesterwerke für das Internationale Kunstfestival von Karthago, und mit Jazzmusikern stand er regelmäßig auf der Bühne oder im Studio.

Author: Wolfgang Sandner


Published at: 2025-05-11 14:49:22

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