Herausgeber Wagner ist es, der in seinem Einführungstext deutlich macht, dass es der Nationalsozialismus selbst war, der die propagandistischen Mythen säte, die andere dann nach dem Krieg ernteten: Von der angeblichen jüdischen Kriegsschuld, über den fingierten Überfall auf den Sender Gleiwitz bis hin zur Goebbel’schen Ausschlachtung des Morgenthau-Plans haben die Nationalsozialisten Opfermythen entwickelt, die nach der Kriegsniederlage nur noch an Attraktivität gewannen. Maik Tändler zeichnet die Karriere dieses rechten Kampfbegriffs in seinem lesenswerten Aufsatz nach und zeigt, wie ein zentrales Projekt der Neuen Rechten seit dem Zweiten Weltkrieg gewesen ist, die deutsche Erinnerungs- und Aufarbeitungskultur als eine Form der moralischen Selbstgeißelung zu verunglimpfen, die die Bundesrepublik daran hindere, wieder zu sich selbst zu kommen. Dort, so schildert Volker Weiß in seinem Aufsatz, hielt der geistige Führer der Rechten, Götz Kubitschek, im September 2023 bei der Sommerakademie des „Instituts für Staatspolitik“ eine Rede, in der er die Sehnsucht nach einer „zweiten Geburt“, wie sie die Neue Rechte immer wieder formuliert hat, aufgriff.
Author: Rezension von Gerrit ter Horst
Published at: 2025-04-13 13:24:38
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