Geschichtspolitik: Zurück zur »klaren Haltung«

Geschichtspolitik: Zurück zur »klaren Haltung«


Als im Frühjahr 2024 die damalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth eine neue Konzeption entwickeln ließ, mit der der Blick auch auf die Verbrechen des deutschen Kolonialismus gelenkt werden sollte, gab es von den KZ-Gedenkstätten und den Einrichtungen zur DDR-Geschichte vehemente Proteste, weil man befürchtete, dass die im Referentenentwurf angesprochene Perspektiverweiterung zu einer Kürzung der jeweils verfügbaren Mittel führen würde. Auf der offiziellen Webseite des Bundestages heißt es dazu: »Hatte sich die Konzeption bisher auf Erinnerungsorte an staatliches Unrecht im nationalsozialistischen Deutschland und in der DDR beschränkt, sollten nun Verbrechen in deutschen Kolonien ebenso einbezogen werden wie bundesdeutscher Rechtsterrorismus und Aspekte der Einwanderungsgesellschaft und der Demokratiegeschichte.« Der im November eingebrachte Entwurf habe jedoch die »Diktaturgeschichte« wieder ins Zentrum gerückt, heißt es. Die Tatsache, dass der Kulturstaatsminister einen solchen Paradigmenwechsel in der Gedenkstättenarbeit in der letzten Minute eines knapp halbstündigen Interviews quasi en passant einfließen ließ, macht deutlich, dass er sich der Sprengkraft dieses Vorhabens wohl bewusst ist.

Author: Ulrich Schneider


Published at: 2025-07-29 17:37:44

Still want to read the full version? Full article