Er spie aus offenem Mund und Nüstern / röchelnd hervor, dann umfing ihn die düstere Wolke des Todes« – nur ein Beispiel aus der »Ilias«, und nicht das brutalste, mit dem Michael Sommer und Stefan von der Lahr in ihrem gründlich mit lieben Mythen aufräumenden Buch über »Die verdammt blutige Geschichte der Antike« aufwarten: W wie Weh, Wut und Wahnsinn passen besser. Die römische beginnt der Überlieferung zufolge mit dem Brudermord des Romulus an Remus und umfasst eine schier endlose Kette von Kriegen, einschließlich eines Bürgerkriegs von 1861 bis 65, nein: im 1. Jahrhundert v. Chr. Nicht nur der Gang der allgemeinen Geschichte wiederholt sich, sondern sogar konkrete Einzelfälle belegen die politische Verwandtschaft über die 2.000 Jahre hinweg: Was in Amerika der Prediger Martin Luther King war, ist in Rom der Volkstribun Publius Clodius Pulcher, der 52 v. Chr. ermordet wird. Während es befreiend sein kann, wenn der Gigant Homer als »der dichtende Gyrosspieß« lächerlich gemacht wird und das drückende Gewicht der Hochkultur für einen Moment verschwindet, ist es eine keinesfalls lustige Banalisierung, das beherzte und berühmte Wort des Kynikers Diogenes an Alexander (»Geh mir aus der Sonne!«) so lahm wiederzugeben: Er »möge ihm doch nur ein wenig aus der Sonne gehen«.
Author: Peter Köhler
Published at: 2025-08-31 17:39:37
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