Früher Jugoslawienkrieg, heute Ukraine: Der Meinungskorridor will gut sortiert sein

Früher Jugoslawienkrieg, heute Ukraine: Der Meinungskorridor will gut sortiert sein


Das hatte viel mit den Zwängen linker Armutsökonomie zu tun wie mit einem zuverlässig wiederkehrenden Arbeitsrhythmus, als die Printausgabe noch das Maß der Dinge war.Meetings am Mittwoch, dem „Umschalttag“, Donnerstag Konferenz mit Blattkritik der jüngsten und Planung der nächsten Ausgabe, Produktion und Imprimatur erster Seiten, Freitag dann der nächsten, Samstag und Sonntag Recherche und Autorschaft eigener Artikel, soweit Ehrgeiz und Expertise das hergaben, Montag und Dienstag Schlussredaktion bis in den Abend hinein mit den Kommentaren für die Seiten eins und zwei, der Reportage, dem Essay oder Interview auf der Seite drei. Und so aussichtslos?Eine von der Redaktion angestoßene Spendenkampagne rettete das Blatt zunächst für ein Jahr, sofern die Redaktion ihre Rechte als Mitgesellschafter aufgab, was sie widerwillig, aber der Not gehorchend tat.Eine Beschäftigung beim Freitag müsse man sich leisten können, erklärte Herausgeber Günter Gaus bei seinen Redaktionsbesuchen, wenn er in Fahrt kam und zu präzisieren pflegte: Reiche Eltern tun es auch.Sich vor keinen Karren spannenDer redaktionelle Wille, den Ansprüchen der jeweiligen Eigentümer gerecht zu werden – der Autor erlebte in drei Jahrzehnten deren drei – war gewiss vorhanden, aber schien doch den Erwartungen nie recht zu genügen. Er komme aus zwei Gründen, ließ uns der Gast wissen: Aus Solidarität mit den Kollegen eines Senders, den es in einem Jahr nicht mehr geben werde, und um denen „reinen Wein“ einzuschenken, die das Glück hätten, von der ARD „übernommen“ zu werden.Friedrichs wurde die Formulierung zugeschrieben, dass man sich als Journalist nie gemein machen dürfe mit einer Sache, „auch nicht mit einer guten Sache“, sondern stets über oder neben ihr stehen sollte.

Author: Lutz Herden


Published at: 2025-11-10 11:24:00

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