Ich bin dankbar, dass ich bleiben durfte und mein neues Leben aufbauen konnte – nach drei Jahren bin ich endlich wieder zu mir, wie ich früher war, zurückgekehrt, oder zu einer neuen Version meiner selbst, die auch diese drei Jahre in sich trägt.Ein neues Leben im ExilNatürlich ist es etwas anderes, irgendwo zu leben, als nur zu Besuch zu sein. Die Wohnungssuche, Verkehrsprobleme, das aus der Hand gerissene Handy in der U-Bahn, die Bürokratie zu verstehen, zu lernen, wie das Steuersystem funktioniert, wie das Gesundheitssystem für Freiberufler – das alles, worüber ich stundenlang meinen deutschen Freund:innen das Herz ausschütte, wenn ich wieder einmal etwas falsch gemacht habe oder auch nach Jahren in diesem Land einfach nicht verstehe.Das neue Leben besteht aus neuen Freuden, neuen Routinen (Schwimmbadbesuche, meine Lieblingsroute durch den Kiez, die Ankunft am Flughafen BER nach einer weiten Reise), aber auch aus neuen Enttäuschungen, Ärgernissen, Misserfolgen. Ein prägender Aspekt meines Lebens in Deutschland in den vergangenen drei Jahren war die Auseinandersetzung mit dem deutschen Widerstand im Zweiten Weltkrieg – und mit dem deutschen Exil in anderen Teilen der Welt.Wenn ich lese, dass die deutsche Community in Mexiko-Stadt die Zeitschrift Freies Deutschland herausgegeben oder sich regelmäßig im Heinrich-Heine-Klub getroffen hat, denke ich: „Oh, das ist fast genau das, was wir jetzt tun“ – nur leben wir 80 Jahre später.
Author: Angelina Davydova
Published at: 2025-06-11 15:00:00
Still want to read the full version? Full article