Aus ihrem Dienstraum konnte sie genau verfolgen, wann die Leute in die Kantine gingen, für die sie einmal den Namen „Einkehr zur Verfremdung“ vorgeschlagen hatte, und sie hat mörderisch aufgepasst wegen der Sauferei. Die Weigel war zufällig in der Nähe, schaute ihn vorwurfsvoll an, und als er sich verlegen entschuldigen wollte, sagte sie nur mit demonstrativer Traurigkeit: „Ach, lass es!“ Dann ging sie weg, kam mit Handfeger und Müllschippe zurück, sank auf beide Intendantinnenknie hinab, kehrte die Scherben vor diesem betrunkenen Typen zusammen – und ließ dabei gar nicht heimlich die Tränen über ihre Wangen fließen ... Sie war eine alte, kranke Frau, als sie meine Meisterin wurde, aber es lief trotzdem fast alles über sie – die vielen Tourneen, die offiziellen Auftritte, die Organisation, alle künstlerischen Entscheidungen, einfach die gesamte Leitung des Theaters.
Author: Katharina Thalbach
Published at: 2025-05-11 16:47:31
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