Am 6. Mai 1927, dem Tage, da die NSDAP in Berlin „verboten“ wurde, begründete Goebbels den „Angriff“, eines der niedrigsten unter den vielen niedrigen nationalistischen Erzeugnissen Deutschlands; elf Jahre darauf, in derselben Malwoche, kehrt Hitler als Triumphator vom Staatsbesuch bei Mussolini zurück, nach sieben weiteren, von Blut und Lüge und schäumendem Schmutz bis an den Rand gefüllten Jahren kracht das „Dritte Reich“ mit dem hohlen Getöse eines Kulissenbrandes aus einer „Großen Oper“ zusammen, und derselbe Oberleutnant Vogel, der Liebknecht ermordet hatte und aus der Proforma-Haft entflohen war, liegt mit Goebbels und Hitler unter den Totenbergen des Kampfes um Berlin. Wenn nun, wie Churchill sagte, „die psychischen Energien der Menschheit erschöpft“ und „die vitalen Quellen der menschlichen Inspiration ausgetrocknet“ sind, so müssen erst recht alle Anstrengungen darauf abzielen, den explosiven Formen der Machtpolitik dadurch die praktischen Aussichten zu nehmen, daß niemand sich mehr irgendwo in der Welt für uninteressiert erklärt und niemand mehr von der Beteiligung an der Lösung schwebender Konflikte Abstand nimmt, bloß weil er an dem betreffenden Punkt der Landkarte kein unmittelbares Interesse hat. Churchill bedauert den Haß und die Zwietracht, die durch ideologische Fanatiker gestiftet würden, wo selbst friedlich vereinte Kräfte es schwer hatten, die Katastrophe zu überwinden; „inzwischen“, so sagt er, „zeigt sich das gewöhnliche Volk jedes einzelnen Landes gutherzig und brav und dienstbereit, und die Menschen werden nur gegeneinandergetrieben durch Organisationen und Doktrinen, die ebenso zügellos und unerbittlich sind wie zu den Zeiten der Herrschaft absoluter „Kaiser und Könige“.
Author: Der Tagesspiegel
Published at: 2025-05-14 16:19:16
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