Ein Kirchenreformplan von 1549: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt manchmal nicht lebend heraus

Ein Kirchenreformplan von 1549: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt manchmal nicht lebend heraus


Wie Machiavelli vor ihm war Giannotti in der Republik Florenz Sekretär des Rats der Zehn gewesen, unter anderem verantwortlich für die Organi­sation der Bürgermilizen; nach der Krise der Republik lebte er überwiegend im Exil. Giannottis Konsequenzen aus der Kirchengeschichte zielen nicht auf eine „spirituelle“ Therapie der katholischen Hierarchie wie die der meisten „tridentinischen“ Reformkardinäle; auch sein Interesse an der Kirchengeschichte gilt nicht Kontro­versen in der katholischen Theologie (er hakt die Abfolge dogmatischer Streitfälle und Häresien nur gewissermaßen pflichtschuldigst ab, ebenso wie die entsprechenden Beschlüsse vergangener Konzilien). Entscheidendes Machtzentrum dieser Seerepublik war der „Senat“ der venezianischen Ratsherrn – und ähnlich wie der Doge als Staatsoberhaupt in Venedig sollte in Rom ein repu­blikanisch legitimierter und kontrollierter Papst nur noch eine zeremonielle Rolle behalten: er allein verkörperte dann den kirchlichen Gesamtauftrag, wäre aber kein Alleinherrscher mehr; den Kardinälen im Konsistorium gebührte die letzte Entscheidungsgewalt.

Author: Otto Kallscheuer


Published at: 2025-05-03 13:21:54

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