Dass auf dem weltlichen Vorposten der klerikalen Macht in Teheran seit der letzten Präsidenten-Wahl mit Massud Peseschkian wieder einmal ein Reformer agiert, der sich bemüht, die Wirtschaft anzukurbeln und ideologische Repression im Zaum zu halten, ist für viele Iraner eher Ausdruck der Krise, als Hoffnung auf bessere Zeiten und Reformen.Dem Regime in dieser Situation Atomverhandlungen anzubieten, die es nicht ablehnen kann, ist ebenso schlau wie riskant. Um diesem Teufelskreis zu entgehen und weil Trump einen diplomatischen Erfolg braucht, der sich in der Ukraine nicht abzeichnet, ist durchaus vorstellbar, dass die Atomgespräch in eine Art Interimsvereinbarung münden, mit der Iran zeitlich begrenzt auf weitere Urananreicherung verzichtet und auch verschärftere Kontrollen erlaubt, wenn im Gegenzug die militärische Abrüstung vom Tisch ist und es zu nennenswerten Sanktionsaufhebungen kommt, die dem Regime wirtschaftliche Luft verschaffen. Wenn Donald Trump vor diesem Hintergrund und angesichts der genannten Umstände, tatsächlich einen Deal mit Teheran verhandelt bekommt, der zurück auf den Pfad des Atomabkommens von 2015 führt, wird man ihn mit Henry Kissinger vergleichen, der Anfang der 1970er Jahre als republikanischer Außenminister Richard Nixon die Tür für diplomatische Beziehungen der USA mit China geöffnet und damit einen Grundstein für spätere Entspannungspolitik gelegt hat.
Author: Torsten Wöhlert
Published at: 2025-06-10 15:00:00
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