Sowenig sie sich vorstellen konnte, wie ein von stupender Mittelmäßigkeit geprägter Mann wie Hitler überhaupt an die Macht gelangen könnte, besaß sie doch ein feines Sensorium für die krisenhaften Herausforderungen der späten Weimarer Republik. Gleich ihre ersten beiden Stücke handeln von „Armut de luxe“, in denen sie auf der einen Seite von einer modernen Infrastruktur, „glitzernden Straßen“ und einer blühenden Kunstszene berichtet, auf der anderen von sozialen Ängsten und einer höchst depressiven politischen Stimmung. Man kann Thompsons Texte gleich in mehrfacher Weise mit Gewinn lesen – ob als historische Dokumente einer klugen, dabei so urteilsstarken wie irrtumsanfälligen Beobachterin in der Endphase der Weimarer Republik oder als – abschreckende – Parabel für unsere Gegenwart.
Author: Alexander Galluss
Published at: 2025-11-22 15:09:00
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