Dieser Neutöner hat noch jeden rumgekriegt

Dieser Neutöner hat noch jeden rumgekriegt


Die schon wegen ihrer Mode gern für Opernaktualisierungen herangezogenen Sixties machen diesmal gleich zweifach Sinn: Zum einen sitzen schon am Anfang, der uns durch einen riesigen Schwarzweiß-TV-Bühnenrahmen samt der entsprechenden historischen Nachrichtenbilder in die Kneipe zoomt, auch die mondverrückten Tschechen gierig vor der Live-Übertragung der US-Landung auf dem Erdtrabanten. Zum zweiten wird die Mittelalter-Verkleidung des folgenden Aktes, in der Brouček, der Duckmäuser und Aufschneider, zu ganz großer Form aufläuft, hier zur Erinnerung an den Studenten Jan Palach, der sich selbst verbrannte, und zur Protesthoffnung des blutig von den Russen niedergeschlagenen Prager Frühlings. Geläufiger bleibt die jüngste Münchner Staatsopernpremiere mit der von ihrer neugierigen Dorfgemeinschaft in die Wolga getriebenen Káťa Kabanová, die der Komponist 1921 nach der Vorlage des Ostrowski-Stückes „Das Gewitter“ formte.

Author: Manuel Brug


Published at: 2025-03-29 10:42:43

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