Die Einstein-Protokolle enthüllen nicht nur das Liebesleben des Nobelpreisträgers

Die Einstein-Protokolle enthüllen nicht nur das Liebesleben des Nobelpreisträgers


1925 heiratete Fanta die 1901 geborene Johanna, die die zigtausend Bücher von Einsteins Bibliothek ordnete und ihm 1929 zum 50. Geburtstag den Katalog dazu überreichte.Allesamt werden sie ins Exil gehen, Otto Fanta wird 1940 in England sterben und Johanna und Einstein sich in Princeton wiederbegegnen, wo sie die letzte seiner von der Forschung ermittelten neun Geliebten – ohne die zahllosen Zwischenliebschaften – werden wird.Längst bewegt Einsteins Relativitätstheorie da fast ausschließlich Physiker und Mathematiker, während Medien und breite Öffentlichkeit sich für den Mann mit der rausgestreckten Zunge, für sein Privatleben, seine zahlreichen Aperçus interessieren – und manchmal auch für seine Stellungnahmen zum Faschismus, seine Mahnung zur und dann Warnung vor der Atombombe, wie seinen Einsatz für vom McCarthyismus Verfolgte, zumal J. Robert Oppenheimer, der die Aufzeichnungen als Basso continuo begleitet.Johanna Fantova konnte davon ausgehen, dass das, was Einstein ihr am Telefon erzählte, die Nachwelt interessieren müsste. Was sie da im typischen Einstein-Ton notiert hat, liest sich wie aus einer nun geöffneten Zeitkapsel – erhellend zum Damals und nicht ohne ungeahnte (und ungewollte) Aktualität.Einstein spricht vom Wettrüsten im Kalten KriegEinstein spricht hier von der Weltpolitik ebenso wie von der Liebe oder seinem Judentum und dem Verhältnis zu Israel, von seiner Arbeit an der Weltformel wie von den Folgen der Atombombe, vom Wettrüsten im Kalten Krieg, von seiner Kritik an den USA, zumal den McCarthy-Hetzjagden, ebenso wie von allerhand Kuriosem, gelegentlich auch von Altern, Krankheit und Tod.Gleich am zweiten Tag klagt er über die Folgen seiner Prominenz, die ausreicht, dass ihn Briefe mit der Adressierung „Alfred Einstein, America“ erreichen: „Ich bin ein Magnet für alle Verrückten“. Dann können sie auch keinen Krieg machen.“Oder: „Man soll auch nicht gleichzeitig auf Krieg und Frieden vorbereiten, und man soll auch nicht einseitig abrüsten.“ Und auch das: „Die Herrschaft der Dummen ist unüberwindlich, weil es so viele sind, und ihre Stimmen zählen genauso wie unsere.“In alledem ist diese protokollierte Mischung aus Zeitgeschichte und -deutung, Prominenz und Privatem so unnachahmlich wie unersetzlich, ungemein sympathisch wie zur Nachdenklichkeit anregend.So, wie dies: „Man kann nicht sagen, die Politik geht einen nichts an, weil sie sich auf unserem Rücken abspielt, und da kann man auch nicht seine Augen schließen.

Author: Erhard Schütz


Published at: 2025-10-07 13:21:00

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