Stattdessen zeichnet er die Wirkung des Verdikts, mit dem der Friedensvertrag die ganze Schuld den Deutschen zusprach, auf die kollektive Psyche der deutschen Bevölkerung nach. Es verhalf Hitler zur Macht, der die „Schande von Weimar“ zu tilgen versprach, und es stärkte den Glauben an die historische Mission des „Führers“, als der Feldzug gegen Frankreich, der 1914 gescheitert war, im Mai und Juni 1940 tatsächlich gewonnen wurde. Dabei setzt der Historiker, der seine erste Professur in Freiburg bekleidete, nur rückwirkend eine Erkenntnis um, die sich aus der Betrachtung der jüngsten Geschichte Russlands unter Putin zwingend ergibt: Kriegsverlierer, auch solche des Kalten Krieges, dürsten nicht nach Reue, sondern nach Rache.
Author: Andreas Kilb
Published at: 2025-05-04 09:24:20
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