Hutter moniert noch einiges mehr an der Documenta-Rezeption durch die Medien, etwa, dass in den Berichten damals Einzelfälle verallgemeinert worden seien, dass einzelne Figuren wie der Schläfenlocken-Reißzahn-Jude aus ihrem Gruppenkontext gerissen worden seien und von den Zeitungen „affektiv aufgeladene, die Zeichnung vereinfachende Sprachformen der Beschreibung gewählt wurden“, wie er schreibt. Klar wird in der von der Journalistin Saskia Trebing („Monopol“) moderierten Diskussion aber auch: Die eigentliche Kampflinie verläuft nicht zwischen Links und Rechts, sondern um die Frage, wo die Grenze zwischen Israelkritik und Israelfeindlichkeit zu ziehen ist. Dass sich Einstellungen dazu innerhalb der Kunst entlang von Weltregionen und ihren Mentalitäten und Werten beschreiben lassen, dass man also an einen indonesischen Künstler andere Maßstäbe anlegen müsse als an einen aus Kansas oder Mexiko, will Bude nicht gelten lassen, schließlich bewegten sich alle im selben System, dem der bildenden Kunst, und Kunst sei „eine Form des Übersetzens“.
Author: Boris Pofalla
Published at: 2025-04-29 14:15:47
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