Und anders als in den meisten europäischen Großstädten findet man in Budapest zwischen den Graffitis an den Hauswänden keine Genozidvorwürfe, sondern die kleinen Erinnerungssticker, die Israelis tausendfach für die Opfer der Massaker vom 7. Oktober und ihre gefallenen Freunde gedruckt haben. Der verschwindend geringe Anteil an Einwanderern aus muslimischen Ländern, in denen der offene Hass auf Israel seit dem Gazakrieg immer heftiger aufflammt, macht das Klima für Israelis besonders freundlich, zumal sich Orbán wie kein anderer westlicher Regierungschef nach dem 7. Oktober auf die Seite Israels stellte, Kritik an der israelischen Kriegsführung als Propaganda abtat und propalästinensische Demonstrationen verbot, die als Sympathiebekundung mit der Hamas verstanden wurden. Doch auch wenn das Verhältnis vieler ungarischer Juden zur Regierung nicht immer frei von Konflikten war, sagt der Präsident der Föderation der jüdischen Gemeinden (Mazsihisz), Andor Grósz, heute unmissverständlich: „Es lässt sich sagen, dass keine ungarische Regierung in den vergangenen 80 Jahren so viel für die Juden getan hat wie diese.“ Das habe schon damit begonnen, dass Orbán unmittelbar nach seiner Wiederwahl 2010 strenge Gesetze gegen Antisemitismus verabschiedet habe und die Regierung heute jüdische Einrichtungen im Land fördere, doch seit dem 7. Oktober 2023 sei ohnehin alles anders.
Author: Alexander Haneke, Budapest
Published at: 2025-12-22 08:08:23
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