Antikommunismus: Feindbild Arbeitereinheit

Antikommunismus: Feindbild Arbeitereinheit


Das Buch ist auch deshalb wertvoll, weil es nicht den Fehler macht, diese Verstrickung ausschließlich auf das Konto der zum Teil direkt mit der CIA kooperierenden »konservativen« Gewerkschaftsführer aus der AFL-Tradition wie George Meany (in dessen Umfeld der für die Konzeption und Umsetzung des antikommunistischen Kurses weithin verantwortliche Jay Lovestone operierte) zu buchen, sondern auch die Rolle ihrer »linken«, aus der CIO-Tradition kommenden Kritiker (AFL und CIO hatten sich 1955 zusammengeschlossen) wie Walter Reuther in den Blick nimmt. Schuhrke zeigt, wie die antikommunistische Einflussnahme immer wieder modifiziert und modernisiert wurde, in den 60er Jahren etwa durch das in Kooperation mit USAID ins Leben gerufene American Institute for Free Labor Development (AIFLD), das vor allem in Lateinamerika eine verhängnisvolle Rolle spielte: einerseits, indem es lateinamerikanische Gewerkschafter auf einen konservativen »Business Unionism« festlegte, und andererseits, indem es mit seinem Personal dabei half, dass tatsächlich »progressive, demokratische Führer wie Cheddi Jagan in Guyana, João Goulart in Brasilien und Juan Bosch in der Dominikanischen Republik« gekippt bzw. von der Macht ferngehalten wurden. Und trotz der wachsenden Opposition einer jüngeren Generation von Gewerkschaftern hielt sie auch dann noch den antikommunistischen und neokonservativen Scharfmachern in Washington die Treue, als die US-Unternehmen in den 70er Jahren damit begannen, im großen Stil Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern: Im Gleichschritt mit Ronald Reagan »eskalierte der Verband in den 1980er Jahren seinen antikommunistischen Feldzug« und wurde erstmals im großen Stil direkt im sozialistischen Lager aktiv, indem er die polnische Solidarność finanziell unterstützte.

Author: Leo Schwarz


Published at: 2025-07-13 17:38:02

Still want to read the full version? Full article