De Tocqueville schrieb: „Mit ihren Vereinigungen organisieren die Amerikaner Feste, gründen Universitäten, bauen Gasthäuser, errichten Kirchen, verbreiten Bücher und senden Missionare ans Ende der Welt; so bauen sie Krankenhäuser, Gefängnisse, Schulen […] Wenn in Frankreich an der Spitze einer neuen Unternehmung der Staat steht, und in England ein Lord, dann können Sie sicher sein, dass es in den Vereinigten Staaten eine Vereinigung ist.“ De Tocqueville glaubte, dass der Erfolg der Demokratie in Amerika nicht den großen Idealen zu verdanken war, die auf Denkmälern oder in der Verfassung zum Ausdruck kamen, sondern diesen Gepflogenheiten und Praktiken. Lenin und die Kommunisten lehnten solche unabhängigen Organisationen ab, genau wie später Hitler und die Nationalsozialisten, und zwar aus denselben Gründen, aus denen Burke und de Tocqueville sie bewunderten: weil sie den Menschen die Möglichkeit gaben, ihr Leben selbst zu bestimmen, weil sie unabhängiges Denken und Handeln förderten und weil sie gesellschaftliche Zusammenarbeit und neue Ideen hervorbrachten. Im Zeitalter des einsamen Surfens und der Online-Kultur, im Zeitalter der Diktatoren, die ihre Bürger·innen daran hindern wollen, sich zu organisieren, stemmt sich ein Kunstfestival, und besonders dieses Festspiel, gegen den Trend, einfach indem es Netzwerke der Freundschaft und Zusammenarbeit schafft, mit seinen Live-Darbietungen für ein physisch anwesendes Publikum, als ein Forum für Diskussion und Debatte.
Author: Anne Applebaum
Published at: 2025-07-26 11:04:26
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